"Es ist Unsinn sagt die Vernunft Es ist was es ist sagt die Liebe.
Es ist Unglück sagt die Berechnung. Es ist nichts als Schmerz sagt die Angst. Es ist aussichtslos sagt die Einsicht. Es ist was es ist sagt die Liebe.
Es ist lächerlich sagt der Stolz. Es ist leichtsinnig sagt die Vorsicht. Es ist unmöglich sagt die Erfahrung. Es ist was es ist sagt die Liebe" "

(Erich Fried)

Wurde jemals häufiger über ein Gefühl geschrieben, diskutiert, gesprochen, gesungen, gefilmt, aber auch versucht, dafür eine passende Definition nein, DIE Definition, zu finden, als für die LIEBE? - Ich glaube kaum.

Hierzu ein paar Gedanken von mir, da sie mich derzeit auch umtreibt, die LIEBE...

LIEBE oft: vereinfacht, verkompliziert, dramatisiert, überbewertet, entwertet, stilisiert, gelobt, beschworen, verraten, gefunden, verloren, aufrichtig und wahrhaftig gelebt, erfüllt, unerfüllt, erwidert, unerwidert – alleine bei dieser Aufzählung ist alles in allem schon zu befürchten, dass wir uns alle irgendwie auf eine kollektive Täuschung zubewegen… Wir merken das gar nicht so, weil jeder von uns seine eigenen, oft sehr festen, Vorstellungen von DER LIEBE hat – einig sind wir uns fast alle darin: Sie möge uns, treffen wir auf sie, „total“ umhauen; in manchen Fällen, so gewinne ich den Eindruck, wird das sogar vornehmlich auf das Aussehen beschränkt, sie soll möglichst schön verpackt daherkommen...

Entspricht sie aber in der Realität nicht unseren Wunschvorstellungen, so versäumen wir es sogar manches Mal, sie zu erkennen – auch das kann uns passieren mit der LIEBE.

Und dann gibt es diese Fügungen, dass wir DIE LIEBE finden. Und jetzt erst fühlen wir uns vollwertig in unserem Leben und liebenswert, beachtet und besonders - die Romantik hält Einzug. Im Hochgefühl ist das wunderbar – das Leben ist in seiner Fülle perfekt und sicher und die Definition für diesen Zustand scheint ins Unendliche zu gehen. An diesem Punkt laufen wir aber auch Gefahr, dass wir glauben, die Liebe zum Anderen sei wichtiger als die Liebe zu uns selbst – wir verlieren uns, nicht zuletzt aus den Augen...

Dann erwischt es uns um so härter, wenn die Liebe nicht ewig hält, zu Ende geht. Die Gründe dafür können ganz unterschiedliche sein: Ja, gewiss, der Alltag verschluckt Gefühle und so verlieren Vertrautheit (sie wird oft verwechselt mit Gewohnheit) und Vertrauen, wertvolle Säulen einer Liebe, an Bedeutung, werden nicht mehr geWERTschätzt. Die ursprüngliche Aufmerksamkeit füreinander richtet sich mehr und mehr auf andere Dinge - die Liebe legt sich schlafen, beginnt, zu verkümmern. Solange aber die aufrichtige und ehrliche Kommunikation gepflegt, Aufmerksamkeit und Respekt für diese Veränderungen und veränderten Wünsche gelebt werden, hat jede Form der LIEBE eine Chance…, und wenn es die auf ein würdiges, der LIEBE angemessenes, Ende ist. Denn auch die Form wie die LIEBE zu Ende geht, sagt viel aus über deren Wahrhaftigkeit.

Aber LIEBE erkrankt ernsthaft, wird chancenlos und unheilbar durch Unehrlichkeit, Betrug, Verletzung und Demütigung. Auch der Umstand, dass wir uns möglicherweise eine „LIEBE lang“ getäuscht haben, wir uns fälschlicherweise als die geliebte Person fühlten, sind auch Erscheinungen der LIEBE, die schwer in einer Definition zu fassen, beziehungsweise, darin unterzubringen sind.

Die LIEBE, die geht, scheint zunächst alles mitzunehmen. Neben dem Verlassensein bleiben ein großer Schmerz und eine Leere zurück, die oft nicht in Worte zu fassen sind – für die es also ebenso wenig wie für die LIEBE selbst, DIE passende und alles erschöpfende Definition gibt.

Wenn aber durch die LIEBE das Vertrauen zu und in uns selbst verlorenging, dann spätestens müssen wir, ob wir nun 25 oder 65 Jahre alt sind, darauf achten:

Dass

  • unser komplettes ICH gelebt und geliebt wird –vor allem von uns selbst
  • - wir unsere Identität und Würde, unser Selbstwertgefühl wieder wachrütteln
  • - wir das, was sich unvollständig, manchmal auch leer und zerbrochen in uns anfühlt, zunächst selber füllen und heilen
  • - wir unsere komplette Lebenswahrheit nicht verlieren, auch nicht mit oder an die LIEBE
  • - wir in allem, in dem wie wir handeln, sprechen und lieben, zeigen, wer wir sind, wir unsere Lebenswahrheit leben
  • - die LIEBE in allem stecken kann – in einer Person, aber auch in einem schönen Anblick, der Natur, der Musik etc...
  • - ich so wie ich bin, gut bin, mir auch selbst genug sein darf
  • - LIEBE auch in Mitgefühl steckt, das ich anderen gegenüber zeigen kann, ich also immer auch LIEBE schenken kann

Für mich gibt es DIE Definition für die LIEBE nicht, da sie ein, oder vielleicht DAS? Gefühl mit unendlich vielen Facetten ist. Erich Fried kommt dieser Komplexität schon sehr nahe, wie ich finde. - Ich lebe das, was ich von der LIEBE verstanden habe – Und wenn es noch so wenig ist, aber ich lebe es!

In diesem Sinne: LEBEN mit HERZ und SEELE und das JETZT!
Eure Annette, September 2019